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Auch dieser Roboter schaut erwartungsvoll auf die Zukunft von KI. Bild: Alex Knight (Pexels)

KI in der Zukunft

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Viele Menschen fragen sich wozu KI schon heute in der Lage ist und wie sie unsere Zukunft verändern wird. Einen Überblick zu diesem komplexen Themenbereich gibt dieser Artikel. Konkrete Beispiele zur Zukunft der KI sind autonome Fahrzeuge und Pflegeroboter sowie beschleunigte Bewerbungsverfahren. Auch die Meinung der Leser ist gefragt.

Heute lasse ich mich fahren

Eine Träumerei, der man immer wieder begegnet, sind autonome Fahrzeuge. Einige Fahrzeuge auf dem Markt und in der Entwicklung sind bereits sehr gut in der Unterstützung des Fahrers und im teilautonomen Fahren, jedoch wurde erst das dritte von fünf Leveln der Entwicklung erreicht. Abwegig ist die Übertragung des Trolley-Problems auf selbstfahrende Autos trotzdem keineswegs. Fahrzeuge der ersten beiden Level helfen dem Fahrer zwar lediglich dabei, einzelne Verkehrssituationen besser zu bewältigen, anders zeigt sich dies jedoch bereits im dritten Level. Dieses Level gilt als die Schwelle zum autonomen Fahren. 

Bisher zählen nur wenige Automobile wie die Tesla-Modelle zu dieser Kategorie. Diese haben bereits einen Autopiloten verbaut, der viele Situationen im Straßenverkehr selbstständig erledigt. Dazu zählen auch Spurwechsel, die ein entscheidendes Element zum autonomen Fahren darstellen und unter anderem durch das sogenannte Lidar möglich gemacht werden. Lidare sind das Bindeglied zwischen Radaren und Kameras, erschaffen ein dreidimensionales Lichtbild und sind auch bei Dunkelheit zuverlässig einsetzbar. Bisher übergeben diese Systeme in komplexen Situationen das Steuer wieder an einen menschlichen Fahrer, doch KI könnte dies in Zukunft überflüssig machen.

Googles Automobilprojekt Waymo ist mit mehr als zwei Millionen Testkilometern auf einem guten Weg, das vierte Level zu erreichen. Allerdings beeinträchtigen noch finanzielle und technische Hürden die Serienreife des Projekts. Ausgeprägter als die preisliche Barriere wiegen dabei die Probleme der Energieversorgung.

Tesla Autopilot
Tesla bietet in seinen Modellen bereits einen Autopiloten an. Bild: Roberto Nickson (Pexels)

 Die Berechnungsverfahren künstlicher Intelligenz erfordern hohe Kapazitäten, die einen enormen Energieverbrauch zur Folge haben. Um die Reichweite autonomer Fahrzeuge zu steigern und das Level vier zu erreichen, ist demnach noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten. Ebenfalls sollte die Gesellschaft zu einem moralischen Konsens kommen, an dem sich die Programmierer entsprechender KI orientieren können.

Ein Blick in die Zukunft

Ein Lächeln in die Kamera statt eines U-Bahn-Tickets? Schon heute in Osaka, Japan möglich. Biometrisches Boarding an Flughäfen? Wird schon heute in den USA angeboten. Ein soziales Bewertungssystem für eine bessere Welt? Schon heute in China verfügbar. Autonomes Fahren? Eingeschränkt schon heute in einem Tesla möglich. Roboter in Gestalt einer Robbe, die Senioren Gesellschaft leisten? Schon heute in Japan im Einsatz. Diese und weitere Szenarien geben einen Eindruck, was bereits heutzutage möglich ist und wie sich KI zukünftig entwickeln wird oder zumindest könnte.

Da eine funktionierende Glaskugel erst noch erfunden werden muss, bleibt der Blick in die Zukunft vermutlich etwas vage. Wesentlich klarer und aufschlussreicher ist hingegen die Sicht auf die aktuelle Entwicklung von KI und deren Hürden sowie Prognosen, wie KI die Zukunft verändern könnte. Wie schon die Teilnehmer unserer Diskussionsrunde feststellten, birgt KI sowohl Chancen als auch Risiken. Allerdings befinden sich die Technologien im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Es ist daher weiterhin Geduld gefragt, bis diese Chancen genutzt werden können. Gleichzeitig bedeutet dies jedoch auch, dass weiterhin die Möglichkeit besteht, Gesetze zu verabschieden, um neuartige Technologien in erforderlichen Bereichen zu regulieren. Ein Unterfangen, das Staaten und Institutionen vor eine Herausforderung stellen wird, denn zahlreiche solvente Unternehmen und Start-ups entwickeln KI unermüdlich weiter.

Deutschlands Position im KI-Milliardenmarkt

Künstliche Intelligenz umfasst fast jeden Bereich des modernen Lebens. Aus diesem Grund sehen Experten einen Milliardenmarkt in KI und auch Deutschland spielt in diesem Markt eine Rolle. Nicht nur Großkonzerne haben sich dem Thema angenommen, sondern auch unzählige Start-ups in den unterschiedlichsten Branchen.

Die Initiative appliedAI vom „UnternehmerTUM“, dem Innovations- und Gründungszentrum der TU München, engagiert sich auf der Plattform Lernende Systeme. Sie listet seit 2009 neue Start-ups mit Entwicklungsschwerpunkt oder Hauptsitz in Deutschland, die ihren technologischen Schwerpunkt auf maschinelles Lernen setzen. Seit 2009 wurden der Initiative zufolge bereits 214 neue Unternehmen gegründet, die sich (nahezu) ausschließlich mit KI beschäftigen. Die Unternehmen werden dabei in vier Hauptkategorien aufgeteilt, so dass insgesamt 28 Unterkategorien entstehen. Besonders starke Kategorien sind „Gesundheit & Pharma“ und „Transport & Mobilität“ – zwei Haupttreiber bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz.

Erwartungsvoll blickender Roboter
Auch dieser Roboter schaut erwartungsvoll auf die Zukunft von KI. Bild: Alex Knight (Pexels)

KI von Facebook – der Retter in der Not

Ein immer stärker werdendes Problem sind Hasskommentare, Fake News und Deep Fakes. Obwohl Facebook einen Teil des Problems selbst geschaffen hat, rühmt es sich mittlerweile mit der Entwicklung von KI, die das Problem bekämpft. So werden bereits die meisten Hasskommentare durch Facebooks KI ausfindig gemacht. Eine Aufgabe, die durch menschliche Mitarbeiter schon gar nicht mehr zu bewältigen ist. Diese können sich daher stärker auf Fake News konzentrieren, die noch nicht so zielsicher von KI-Systemen erkannt werden können. Es ist somit besonders wichtig, dass der Mensch und KI zusammen arbeiten. Denn die KI lernt aus menschlicher Allgemeinbildung und menschlichen Kriterien, hinkt jedoch insbesondere der menschlichen Urteilsfähigkeit noch hinterher. Besser ausgeprägt ist die Urteilsfähigkeit im Bereich der Deep Fakes, denn Facebooks KI beginnt nicht nur die einzelnen Pixel eines Bildes zu vergleichen, sondern auch seinen Inhalt zu verstehen. Ein wachsendes Verständnis der KI ist auch für die folgenden Bereiche essenziell.

Ist es möglich KI ohne Vorurteile zu programmieren?

Länger leben durch künstliche Intelligenz

Wie genau kann man sich KI im Gesundheitswesen vorstellen? Macht uns KI gesünder oder rettet sie sogar Leben? KI im Gesundheitsbereich lässt zumindest gewagte Thesen und Visionen entstehen, die bisher weder flächendeckend bestätigt, noch dementiert werden können. Der Kernpunkt liegt dabei in der Regel in der Früherkennung von Krankheiten. Denn je früher Krankheiten erkannt werden, desto früher und effektiver können sie behandelt werden – und durch diese Theorie könnte KI so einigen Menschen ein längeres Leben bereiten.

Die Früherkennung von Krankheiten anhand der Daten von Messgeräten, sogenannten Wearables, wird aktuell an der Universität Stanford in Kalifornien erforscht. Bis KI Krankheiten sicher erkennt und sämtliche Wearables kompakt genug für den alltäglichen Einsatz sind, wird noch etwas Zeit vergehen. Grundsätzlich schafft es KI aber schon heute, einzelne Krankheiten frühzeitig zu erkennen. So wird durch KI ermöglicht, dass Demenzerkrankungen auf Basis von regulären Vorsorgeuntersuchungen, mit einer Trefferquote von 82 bis 90 Prozent vorausgesagt werden können. Auch in anderen medizinischen Bereichen soll KI behandelnde Ärzte unterstützen können, sodass die Fehlerwahrscheinlichkeit bei Diagnosen sinkt und sich Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten nehmen können. Weniger Verwaltungstätigkeit ermöglicht bereits eine Software von Microsoft, die automatisch ein Transkript von Gesprächen zwischen Arzt und Patienten erstellt.

Was sind für dich die Gefahren von KI? (Mehrfachauswahl möglich)

Wer sportlich und technikaffin ist, nutzt bereits heutzutage Wearables in Form von Fitnessuhren. Diese Fitnessuhren zeichnen Aktivitäten und den Puls über GPS und Sensoren auf. Die Daten sind für den privaten Gebrauch bestimmt, doch viele Fitnessuhren lassen sich mit Apps verknüpfen, die die Daten wiederum speichern. Es bestehen bei der Datenübertragung berechtigte Datenschutzbedenken, doch die Daten können auch genutzt werden, um eine KI anzulernen. So kann die KI entsprechende Datensätze aus einer Cloud abrufen und sie anschließend nach Auffälligkeiten und Korrelationen durchsuchen. Sofern die KI fündig geworden ist, wird der Nutzer benachrichtigt, der die Ergebnisse mit einem Arzt teilen kann.

Auch klassische Smartwatches, wie die Apple Watch, verfügen bereits über solche Funktionen – wenn auch in abgeschwächter Form. Wesentlich weiter ist hingegen das Start-up CardioSecur aus Frankfurt am Main, das zwei Versionen von mobilen EKG-Geräten für den privaten Gebrauch anbietet. Diese umfassen 15 bzw. 22 Kanäle, was die zwei Kanäle der Apple Watch um einiges übertrumpft. Zum Vergleich: Für die sichere Erkennung eines Herzinfarkts sind mindestens 12 Kanäle erforderlich. Im Praxiseinsatz befinden sich die Geräte von CardioSecur bereits in Langstreckenflugzeugen der Lufthansa. Bei einem medizinischen Notfall an Bord des Flugzeugs können Daten des Geräts via Satellit an eine Auswertungsstation gesendet werden. Diese gibt dem Piloten dann entscheidene Hinweise, ob eine schnelle Landung notwendig ist. Aktuell wird die Auswertung noch von menschlichen Experten durchgeführt, zu einem späteren Zeitpunkt ist durchaus auch eine Auswertung durch KI vorstellbar.

Insbesondere im Gesundheitswesen ist aufgrund der sensiblen Daten eine ausgeprägte Regulierung erforderlich. Entsprechende Regeln müssen den Datenschutz des Patienten genauso berücksichtigen, wie ausreichend Freiräume für weitere Innovationen lassen.

Der Arbeitsmarkt verändert sich

Künstliche Intelligenz wird nicht nur die Arbeit von Ärzten verändern, sondern den gesamten Arbeitsmarkt auf den Kopf stellen. Zwar wurden einige Schreckensszenarien der letzten Jahre, wie der Wegfall von rund 50 Prozent der Arbeitsplätze in der westlichen Welt (erstellt durch die Oxford-Ökonomen Frey und Osborne), wieder revidiert. Nach Schätzungen durch Prof. Benlian von der TU Darmstadt ist trotzdem mit einem Wegfall von zehn Prozent der Arbeitsplätze zu rechnen.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch die Bundesagentur für Arbeit, die bis 2025 den Wegfall von 490.000 Jobs in Deutschland prognostiziert und im Gegenzug 430.000 neue Jobs erwartet. Diese Prognose klingt in Zahlen ausgedrückt vertretbar, allerdings werden neu geschaffene Arbeitsplätze nicht mit den alten vergleichbar sein. Einfache Jobs, wie Taxifahrer und Rezeptionisten, werden akademischen Anforderungen im Software- und Entwicklungsbereich weichen. Es müssen also ebenfalls frühzeitig entsprechende (Weiter-) Bildungsangebote geschaffen werden, die den Effekt der Qualifikationsungleichheit auf dem Arbeitsmarkt abmildert.

Menschliche Silhouett von Bewegung umgeben
Wie sieht der Arbeitsmarkt der Zukunft aus? Bild: Akwice (Pexels)

Insbesondere in der Industrie werden schon heute Roboter für weniger komplexe Aufgaben eingesetzt. Doch die Entwicklung der KI lässt die Automatisierung auch in anderen Unternehmenszweigen Fuß fassen. So hat das Container-Verladesystem am Hamburger Hafen schon heute einige Arbeitsplätze eingespart. Dort bewegen sich mittlerweile fahrerlose Fahrzeuge,  mit Hilfe von Sensoren im Boden, über das Hafenareal und verladen Container. Durch diese Technologie wurden ebenfalls eher einfache Jobs in der Fahrerkabine durch anspruchsvollere Tätigkeiten in einer Steuerzentrale ausgetauscht.

Auch mathematische und analytische Tätigkeiten werden verhältnismäßig leicht durch KI ersetzbar sein. Viele Algorithmen übertreffen bereits die Rechenkapazitäten eines Menschen und einige können sogar die Tätigkeiten eines Anwalts übernehmen. Im Markt implementiert sind zum Beispiel Systeme, die Ansprüche bei Flugverspätungen oder die Rechtmäßigkeit von Kündigungen überprüfen. Am sichersten werden demnach Berufe sein, die ein hohes Maß an Empathie und Emotionen erfordern.

Es besteht allerdings weiterhin eine recht hohe Anfälligkeit für Fehler. So ist beispielsweise einer Software der Los Angeles Times, für die Erstellung von einfachen Meldungen, im Jahr 2017 ein enormer Fehler unterlaufen: Der Bericht über ein aktuelles Erdbeben, das bereits 1925 Kalifornien erschütterte. Dieses Beispiel zeigt, dass die Weiterentwicklung entsprechender Technologien erforderlich ist. Gleichzeitig müssen sich Arbeitnehmer jedoch auf eine kontinuierliche Weiterbildung und ein lebenslanges Lernen einstellen müssen.

Was sind für dich die Chancen von KI? (Mehrfachauswahl möglich)

Ich warte schon so lange …

Bevor sich der gesamte Arbeitsmarkt verändert, wird KI das Bewerbungsverfahren revolutionieren. Fakt ist nämlich, dass ein klassisches Bewerbungsverfahren in der heutigen, schnelllebigen Welt viel zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Menschen sind es mittlerweile gewohnt innerhalb von kürzester Zeit antworten auf Fragen zu bekommen. Außerdem wird es in einer dynamischen Arbeitswelt immer mehr Jobwechsel und somit auch Bewerbungen geben. Erste Unternehmen experimentieren daher schon mit Job-Bots (ähnlich der Chat-Bots im Kundensupport) und KI, die eine Einstellungsempfehlung aus Mimik, Stimme und Inhalt eines Gesprächs berechnet. Durch solche Verfahren sollte eklatante Diskriminierung deutlich unwahrscheinlicher werden, jedoch erfordern sie auch eine dauerhafte und kritische Hinterfragung der Ergebnisse. Andenfalls könnten künstliche Intelligenzen sogar gegen die Interessen eines Unternehmens arbeiten.    

„Hey Google! Funktionierst du bald auch offline?“

Bisher sind Sprachassistenten unzertrennlich mit Clouds und dadurch mit dem Web verbunden. Doch die Entwickler bei Google, Amazon und Co. arbeiten bereits an einer Offline Lösung. Diese wird vorerst vermutlich nur eingeschränkt verfügbar sein, denn aktuell haben die Geräte noch keine ausreichenden Kapazitäten um komplexere Anfragen in einen Kontext zu setzen. Einfache und genau definierte Befehle werden trotzdem bald möglich sein. So können Sprachassistenten zuverlässiger in Autos verwendet werden, da diese häufig mit Funklöchern und Tunneln konfrontiert sind. Auch die direkte Kommunikation zwischen einem Sprachassistenten und Smart-Home Geräte wird in absehbarer Zeit möglich sein.

Google Home Sprachassistent
Sprachassistenten wie dieser Google Home Mini Smart Speaker unterstützen immer mehr Menschen im Alltag. Bild: John Tekeridis (Pexels)

Der perfekte Überwachungsstaat

Was der Gesellschaft häufig noch etwas suspekt erscheint, freut die Regierungen einzelner Staaten. Denn KI ist ein großartiges Instrument um ein Maximum an Daten zu erheben. Daten, die für mehr Sicherheit an öffentlichen Plätzen sorgen und Terroranschläge verhindern können. Im Gegenzug können sie aber auch Meinungen steuern und Regimen somit eine komfortable Herrschaft ermöglichen. Was in China mit dem Sozialkreditsystem bereits in einer stetig steigenden Zahl von Testregionen erprobt wird, soll nach einem Plan der Regierung in Peking bereits 2020 landesweit eingeführt werden. Das Rating der Bürger erreicht den höchsten Stand bei 1.300 Punkten, die dem Inhaber des Ratings Belohnungen wie vergünstigte Kredite und bessere Krankenversicherungen bescheren können. Bei jedem Vergehen im Straßenverkehr, jeder sozialen Auffälligkeit und vielen weiteren, geheim gehaltenen Kriterien, werden einer Person Punkte entzogen. Über eine Smartphone-App kann sich jeder über seinen Punktestand informieren. Dessen kritische Grenze ist bei 600 Punkten erreicht und Betroffene müssen um ihre Jobs bangen, bekommen möglicherweise keine Universitätsplätze für ihre Kinder und müssen befürchten, dass die Daten in Zukunft auch an private Unternehmen und Banken weitergegeben werden.

Ermöglicht wird dieses Bewertungssystem durch automatische Gesichtserkennung, die auch schon innerhalb der Europäischen Union getestet wird. Ein Pilotprojekt in Deutschland gab es am Berliner Bahnhof Südkreuz, an dem sich circa 300 Freiwillige beteiligt haben. Es wurden drei unterschiedliche Systeme getestet, von denen das Beste eine Trefferquote von 80 % aufwies. Mit Brillen und Schals im Allgemeinen hat das Programm keine Probleme, trotzdem wurden 20 % der Probanden nicht erkannt. Zudem wurde eine von 1000 Personen sogar falsch erkannt, was einer Quote von 0,1 % entspricht, die laut Innenministerium vertretbar sei. In einer neuen Testphase am Berliner Südkreuz sollen Systeme beweisen, dass sie Bahnhöfe sicherer machen können, indem sie am Boden liegende Personen, zurückgelassene Koffer und die Anzahl der Mensch in einer bestimmten Fläche erkennt.

Auch die Polizei London spricht von einer technischen Fehlerquote von 0,1 %, die bei einem rund acht monatigen Test im Realbetrieb ermittelt wurde. Der Realbetrieb, der von der Universität Essex begleitet wurde, ist jedoch höchst umstritten. Zum einen wurde die gesamte Bevölkerung und nicht nur Testpersonen erfasst und zum anderen betrug die Trefferquote bei Überprüfungen und Verhaftungen nur alarmierende 18 %. Eine andere Entwicklung zeigt sich beispielsweise in San Francisco, wo ein Gesetz verabschiedet wurde, dass es der Polizei und Behörden verbietet Gesichtserkennungssoftware zu erwerben, zu besitzen und zu nutzen. Ausgenommen von diesem Gesetz sind allerdings explizit Bundesbehörden, Flughäfen, Häfen, Geschäfte und die private Nutzung. Trotzdem wird mit diesem Gesetz ein Signal abgegeben, das Gesichtserkennungssoftware durchaus kritisch sieht.

Nicht jedes Land hat diese Signale gehört. So wird zum Beispiel in Frankreich die App Alicem getestet. Alicem ist eine App, die Behördengänge nahezu komplett überflüssig machen soll und deren Schlüssel eine Gesichtserkennung ist. Wenn der Test positiv bewertet wird und französischen Bürgern digitale Identitäten verliehen werden, wäre Frankreich das erste EU-Land, das eine großflächige Gesichtserkennung einsetzt. Kritiker befürchten, dass Alicem die Akzeptanz für Gesichtserkennung stärken wird und verweisen ebenfalls auf das kalifornische Gesetz zur eingeschränkten Nutzung von Gesichtserkennung durch Behörden in San Francisco. 

Privatsphäresymbol vor Skyline
Mit zunehmender Digitalisierung und voranschreitender KI gerät die Privatsphäre immer weiter unter Druck. Bild: Gerd Altmann (Pixabay)

Wie KI in Zukunft unser Leben verändert, wird sich erst noch zeigen müssen, doch es stehen spannende Entwicklungen und Prozesse auf der Agenda der nächsten Jahre. Diese müssen zwar noch einige Hürden nehmen und rechtzeitig reguliert werden, bevor Sie gesellschaftlich akzeptiert werden. In vielen Gebieten werden sie unser alltägliches Leben jedoch bereichern.

Lesen Sie als Ergänzung zu diesem Artikel auch: Die Moral Machine – Wie tickst du wirklich?

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Autor: Lukas Gehlken